Dein Sound – von den Fingern bis zum Ohr

Letztes Update: 
27. März 2017
Von Bernd Kiltz
Auf dieser Seite
Element 1: Dein Plektrum

Element 2: Die Saiten

Element 3: Die Gitarre

Element 4: Die Pickups

Element 5: Das Gitarrenkabel

Element 6: Die Pedals / Effekte

Element 7: Der Amp

Element 8: Die Box oder der Speaker

Element 9 – Das Mikrofon

Schlusswort

Neben Musikalität und Technik ist der dritte wichtige Pfeiler beim Gitarre spielen der Sound. Also letztendlich dass, was hinten bzw. beim Zuhörer herauskommt.

Dies ist ein sehr komplexes Thema, da unglaublich viele Elemente auf den Sound Einfluss nehmen.

In diesem Artikel möchte ich Dir diese Elemente einmal vorstellen, damit Du Dir einen Überblick verschaffen kannst, was wichtig ist – und was eventuell auch manchmal maßlos überbewertet wird. Ich gehe nicht zu sehr ins Detail, weil sonst der Artikel wahrscheinlich eher ein Buch werden würde 🙂 Stelle gerne Fragen, wenn Du es genauer wissen willst. Einfach unten in den Kommentaren posten!

Wir gehen den Weg von Deiner Hand auf das Ohr des Zuhörers und ich werde versuchen, die Reihenfolge dabei einzuholen. Deshalb ist das erste Element eventuell etwas, mit dem Du nicht gerechnet hättest 🙂

Element 1: Dein Plektrum

Das Plektrum hat einen entscheidenden Einfluss auf Deinen Sound! Sei es bei der Akustikgitarre oder bei der E-Gitarre. Dabei kommt es auf Material, Dicke und Form an. Jedes Plektrum klingt anders! Auch klingt nicht jedes Plektrum für jede Gitarre gut. Zum Beispiel sind große, dünne Picks auf 12-saitigen Akustikgitarren super, aber auf einer E-Gitarre zum Heavy-Metall Riffs spielen völlig ungeeignet.

Damit Du in diesem Artikel auch ein paar Praxiserfahrungen mitnimmst, hier mal meine Empfehlungen:

Akustikgitarre Strumming:
Mittlere bis große Plektren zwischen 0,3 und 1 Millimeter. Dunlop oder Fender sind gut.

Akustikgitarre Solospiel:
Harte Plektren ab 1 mm, am besten etwas Spitzer zulaufend. Mein Liebling: Dunlop Jazz III XL

E-Gitarre:
Hier bin ich komplett bei V-Picks stehen geblieben. Die sind leider teuer (ca. 5 Euro für ein Stück), halten aber auch ewig und haben einen satten und brillanten Sound, der seinesgleichen sucht. Wenn Du Deine Picks dauernd verlierst, hol Dir stattdessen auch hier die Dunlop Jazz III XL in rot oder transparent Gelb (Delrin). Falls Du kleine Hände hast, sind eventuell auch die ohne XL super für Dich. Mit sind sie zu klein.
Eine tolle Alternative für alle Shredder unter Euch sind die Dunlop John Petrucci Signature. Unbedingt mal antesten!

Das sind meine persönlichen Empfehlungen – wenn da nichts für Dich dabei ist, gerne ausprobieren und einfach mal 20 verschiedene Picks bestellen. Irgendwann findest Du dann das, was für DICH passt.

Noch zu erwähnen wäre hier natürlich, das Klassik Gitarristen ja mit den Fingern spielen. Wenn Du einen richtig geilen Sound für die Stücke von Bach & Co haben willst, brauchst Du leider an der Anschlagshand lange, stabile Fingernägel. Ich spiele sehr gerne Tapping und benutze die Finger der Anschlagshand auch zum Begleiten im Jazz. Hier sind Fingernägel eher hinderlich, so dass ich auf der Klassik Gitarre nie den „Amtlichen“ Sound hinbekommen werden. Hier verweise ich Dich gerne auf den Klassik-Gitarrenlehrer Deines Vertrauens…

Element 2: Die Saiten

Hier kommt es auf die Legierung (also die Zusammensetzung der Metalle) an und auf die Dicke. Dicke Saiten haben mehr Pfund, dafür klingen dünne Saiten bei bestimmten Spieltechniken wie Tapping oder Legato „smoother“. Hier geht auch nichts über Ausprobieren! Da die Saiten, wie auch die Plektren, dem Verschleiß unterliegen, kannst Du auch öfter mal wechseln. Aber Vorsicht! Wenn die Dicke der Saiten änderst, musst Du die Halskrümmung neu einstellen (lassen). Manchmal ist das schon bei einer anderen Marke nötig, wenn sich die Legierung massiv ändert, z.B. von Stainless Stell auf Saiten mit einem hohen Nickel-Anteil.

Wer sehr stark an den Händen schwitzt, sollte auf sogenannte „Coated“ Saiten zurückgreifen. Diese haben bei der E,A und D – Saite (bei Akustik auch G-Saite) einen speziellen Mantel aus Kunststoff, der den Verschleiß sehr wirkungsvoll aufhebt. Pionier war hier die Firma Elixier, aber es gibt mittlerweile auch von anderen Herstellern „Coated“ Strings.

Mein Favorit für Akustik wie E-Gitarre, ob Coated oder nicht: D’addario. Haltbar, unproblematisch und nicht teuer.

Element 3: Die Gitarre

Bei der Akustikgitarre wären wir hier am wichtigsten Element angekommen. Die Qualität der Hölzer ist hier vor allem wichtig und ob die verschiedenen Hölzer auch „zusammen schwingen“. Ich musste leider schon ein paar mal erleben, dass Gitarren aus den besten Hölzern trotzdem nicht überwältigend klangen. Das passiert, wenn die 2 größten Teile Korpus und Hals eine andere Resonanzfrequenz haben, die nicht zusammen passt. Gute Gitarrenbauen testen teilweise vorher die Hölzer mit der Stimmgabel – oder es werden sogar moderne Methoden wie Röntgen eingesetzt.

Die Frage, welche Hölzer denn nun „am besten“ sind, ist leider komplett Geschmacksfrage – da kann man keine Empfehlung aussprechen. Auf jeden Fall sollte es kein „Sperrholz“ sein, sondern Massiv, also echtes Holz.

Beim E-Gitarrensound ist natürlich die Gitarre auch wichtig. Allerdings gilt da für mich eher „gut genug“ – denn am Endsound hat der Amp bzw. Verstärker und, wenn Du welche benutzt, die Pedals wesentlich mehr Anteil als die Gitarre. Wenn diese also einen guten Grundsound liefert, kannst Du die weitere Signalkette zum Veredeln benutzen.

Ich weiß, das viele hier widersprechen werden von wegen „aber mindestens 1500 Euro“ und was weiß ich. So habe ich früher auch gedacht! Aber: Als ich angefangen habe, Blindtests zu machen, wurde mir schnell klar, dass viele teure Gitarren nicht besser klingen als eine 700-1000 Euro Gitarre. Ich konnte es zumindest mit meinem Setup nicht hören! Das kann für Dein Setup anders sein, aber ich kann Dir nur Empfehlen: Mache Blindtests! Lass Dir Gitarren von einem Freund in die Hand geben, ohne den Preis zu kennen, und entscheide so. Oder lass sie Dir schicken, nimm mit jeder Gitarre etwas auf, und vergleiche dann nach 2 Tagen. Wenn Du überhaupt einen Unterschied hörst.

Ich habe mir in der Vergangenheit 9 Gitarren bauen lassen. Die waren echt teuer und einige davon waren auch echt gut. Nur muss ich nach dieser Erfahrung sagen, dass ich nur noch eine Gitarre kaufen würde, die ich vorher gespielt habe. Bzw. eine, die ich mir schicken lasse und zurückschicken kann.

Die gute Nachricht ist: Gitarrenbauer und Firmen auf der ganzen Welt werden immer besser! Du kannst kaum noch richtigen Schrott kaufen, selbst die Harley Benton Gitarren von Thomann sind mittlerweile zum Anfangen völlig okay.

Element 4: Die Pickups

Bei Akustikgitarren soll der Pickup vor allem den akustischen Sound möglichst originalgetreu an den Verstärker oder das Audio-Interface übermitteln. Das machen mittlerweile viele Systeme sehr gut. Meine Ibanez für knappe 500 Euro z.B. klingt super, wenn ich sie an die PA anschließe. Sogar besser als Akustisch 🙂

Bei der E-Gitarre ist der Pickup ein entscheidendes, klang formendes Element! Auch hier gilt aber, dass der Pickup zur Gitarre und dem eigenen Geschmack passen muss. Nicht jeder Pickup klingt in jeder Gitarre geil – das musste ich schon schmerzlich erfahren, als mein vermeintlicher Lieblings-Pickup in der Gitarre mit den anderen Hölzern auf einmal gerade noch okay klang. Auch hier ist also Experimentieren angesagt. Und immer wieder Besuche in einem guten Musikgeschäft, wo man in Ruhe ausprobieren kann. Oder 5 Gitarren bei Thomann bestellen und dann 4 zurückschicken 🙂

Du wirst mit der Zeit immer besser die Unterschiede hören und Dein Geschmack wird leider immer teurer werden. Glaub es mir. Ist leider so.

Bei den Pickups solltest Du folgendes beachten, damit sie – abgesehen individuellen Sound – „gut genug“ sind:

  • Sie sollten nicht mikrofonisch sein. Das bedeutet, dass sie wirklich nur die Schwingung der Gitarre aufnehmen sollten und nicht die Umgebungsgeräusche.
  • Sie sollten alle Saiten gleich laut und differenziert wiedergeben.
  • Sie sollten möglichst wenig rauschen und brummen

Element 5: Das Gitarrenkabel

Es ist schier unglaublich, was hier für Summen IN DEN WIND GESCHOSSEN werden. Angeblich angereichertes Lötzinn, und dann kostet ein 3 Meter Kabel auf einmal 100 Euro. Willst Du meine Meinung hören? BULL-SHIT!

Auch hier empfehle ich wärmstens den Blindtest. Wenn Du es hörst, herzlichen Glückwunsch – Du gibst für Kabel dann soviel aus wie andere für Gitarren. Wenn nicht, bist Du normal und kannst Dir einfach ein ordentliches Kabel für ca. 20 Euro kaufen.

Bei allen Kabeln zu beachten:

  • Es gibt nur 2 vernünftige Stecker: Neutrik und Hicon. Vergiss den Rest, egal, was der Verkäufer Dir erzählt. Wenn Du selber Löten kannst: So ein Stecker kostet 2-3 Euro, 1 m Kabel 2 Euro
  • Alles über 30 Euro ist Esoterik. Oder Optik, wenn Du auf was Besonderes stehst.

PS: Wenn Du Dir die 80 Euro gegen das Top-Esoterik-Highend Kabel sparst und Dir stattdessen 2 Unterrichtstunden bei einem guten Gitarrenlehrer holst – oder 3 Monate Mitgliedschaft im Premiumbereich hier – wirst Du den Soundunterschied wesentlich deutlicher hören. Das garantiere ich Dir 🙂

Meine Empfehlung: Sommer Cable The Spirit XXL – sieht Top aus, hält ewig.

Element 6: Die Pedals / Effekte

Bei kaum einem Instrument sind die Effektgeräte so wichtig wie beim E-Gitarrensound. Wer einmal den Sound einer E-Gitarre ohne jegliche Verstärkung betrachtet, weiß aber eigentlich sofort, warum. Die Pedals, Multieffektgeräte, Ampmodeller oder was auch immer nehmen einen prominenten Teil in der Soundgestaltung ein.

Hier könnte ich jetzt statt einem Artikel auch ein ganzes Buch schreiben, denn es gibt viel zu sagen zu diesem Thema. Zudem streiten sich die einzelnen Gitarristen, was denn jetzt besser ist und machen sich gegenseitig übereinander lustig.

Auch hier vertrete ich das Credo „Gut genug“ und bin überzeugt von Geräten mit einem tollen Preis/Leistungsverhältnis. Zudem gehe ich eher in die Richtung, dass mein Sound vom Amp kommt (nächstes Element) und die Pedals oder die Effekte von meinem Multieffekt das Ganze eher verfeinern als bestimmen.

Trotzdem möchte ich hier einmal die wichtigsten Arten von Effekten vorstellen, die so zum Einsatz kommen, sortiert nach ihrer Reihenfolge in der Kette.

Wah Wah

Das Wah ist ein Filtereffekt, der einen bestimmten Frequenzbereich anhebt. Durch ein Fußpedal kannst Du diesen Bereich nun verändern und daraus interessante Sounds erzeugen. Jimi Hendrix war ein Pionier dieses Effektes (Vodoo Chile). Er ist vor allem im Funk und im Blues(Rock) nicht wegzudenken.

Toller Nebeneffekt: Mit abgedämpften Saiten kann man einen tollen perkussiven Effekt zu jeden groovig/funkigen Song beisteuern. Kommt echt gut.

Gehört meiner Ansicht nach auf jedes Effektboard!

Compressor

Dieser Effekt reduziert die Dynamik Deines Spiels und lässt vor allem Cleansounds mehr „schmatzen“. Vor allem im Funk für Singlenotes sinnvoll, manche Gitarristen habe auch gerne den Compressor immer an, weil es das Spielen – bei richtiger Einstellung – erleichtert.

Ich spiele zu 95 ohne Compressor und denke, dass es ein Effekt ist, den man sich sparen kann. Aber das ist eine rein persönliche Meinung

Verzerrer, Drive Pedal & Co

Außer wenn Du klassischen Jazz spielst, ist das wohl der wichtigste Effekt in der Kette. Hier wird der verzerrte, typische E-Gitarrensound gemacht. Es gibt TAUSENDE verschiedener Distortion, Overdrive und was auch immer für Pedals, für die Du richtig viel Geld ausgeben kannst. Ich empfehle hier einfach mal stellvertretend 3 Stück. Solltest Du noch keines Besitzen, bestell Dir einfach die 3 bei Thomann und teste sie vor Deinem (Cleanen) Amp.

Wichtige Anmerkung: Du kannst die komplette Verzerrung auch rein über den Amp realisieren. So mache ich es die meiste Zeit. Manchmal begeistert mich aber auch der Sound eines Pedals, sodass ich mittlerweile beides benutze.

Die 3 Favorites:

  1. Ibanez Tube Screamer – ein absoluter Kassiker. Wenn Du Blues spielst oder Deinen crunchigen Amp etwas aufmotzen willst, absoluter Anspiel Tipp. Eigentlich sollte auch jeder Gitarrist so ein Ding haben oder zumindest ganz genau wissen, warum er ihn doch nicht braucht.
  2. Suhr RIOT – meiner Ansicht nach das geilste moderne Rock-Pedal. Einfach Sahnesound, schön dick und fett und singend. Für Rock-Riffs und Solos gleichermaßen geeignet. Unbedingt antesten
  3. Boss Metal Zone – wenn es richtig Böse sein soll. Allerdings soll hier gesagt sein, dass mittlerweile fast alle Metal-Sounds rein aus einem Amp kommen wie z.B. dem Mesa Boogie Rectifier, Diezel VH4, diversen Modellen von Engl und so weiter.

Wie schon erwähnt könnte ich hier noch munter weiterschreiben, aber Du solltest jetzt einen Überblick haben!

Booster

Booster sind ein Sonderfall der Verzerrer. Eigentlich machen sie nur den Sound lauter, wenn sie aber dadurch die Eingangsstufe des Verstärkers übersteuern (und der Verstärker ein Röhrenamp ist), bekommt der Sound mehr Verzerrung.

Sie können aber auch einfach zum lauter machen eines wichtigen Parts oder Solos verwendet werden. Hierbei ist es allerdings wichtig, dass sie hinter der Verzerrung platziert werden.

Modulationseffekte

Diese Art von Gitarreneffekten „modulieren“ den Sound, lassen ihn schweben oder Kreisen und sorgen einfach für eine nette Variation. z.B. der Flanger bei „Are you gonna go my way“ von Lenny Kravitz, dem Riff von „Purple Rain“ (Chorus) oder dem prägnanten Tremolo-Effekt bei Boulevard of Broken Dreams von Green Day. Es gibt Tonnen von Modulationseffekten – die wichtigsten sind Chorus, Flanger, Phaser und Tremolo. Wenn es richtig krass werden soll gibt es noch den Ring Modulator.

Es lohnt sich auf jeden Fall, sich mit jedem der „Modulation effects“ mal auseinanderzusetzen. Kann ja sein, dass Dir einer davon richtig gut gefällt 🙂

Delay

Der Delay Effekt ist recht simpel. Im Prinzip wird Dein spiel aufgenommen und direkt wiedergegeben. Einstellen kannst Du dabei wie lang (Delay Time) wie oft (Feedback) und wie laut (Level). Lead-Sounds werden durch ein richtig eingestelltes Delay schön warm und fett. Ich finde für Solospiel ist dieser Effekt – gerade im verzerrten Bereich – der wichtigste außer Verzerrer/Distortion.

Außer dem Solo kommt ein Delay noch sehr gut im Rock’n’Roll, wo er mit einer sehr kurzen Delay Time verwendet wird. Nennt sich dann Slapback.

Wenn Du hören möchstest, was man sonst noch so mit Delays anstellen kann, dann check mal „The Edge“, den Gitarristen von U2 aus. Der Meister der Delays!

Reverb / Hall

Sinn dieses Effekt ist es, einen künstlichen Raum zu erschaffen. Damit kann man den Eindruck erwecken, dass Deine Gitarre z.B. gerade in einer Kirche oder einer großen Halle steht. Zudem kann man alle möglichen Räume simulieren, was dem Sound tiefe gibt. Auf JEDER aufnahmen, die Du auf CD hörst, die Halleffekte enthalten. Viele Verstärker haben auch einen eingebauten Hall. Wenn ein Sound ohne Hall erklingt, nennt man das „trocken“. Daher kommt auch der WET/DRY Regler bei vielen Hallgeräten oder Multieffekten.

Multieffekt

Beim Multieffekt simuliert im Prinzip ein kleiner oder großer Computer die Analogen Effekte der Pedals. Mittlerweile sind allerdings auch viele Pedals Digital und arbeiten mit sogenanntem „Modelling“. Klassich hat man immer gesagt, dass Multieffekte zwar praktisch und Preisgünstig sind, jedoch nie so gut klingen wie echte Pedals.

Meiner Ansicht nach ist das komplett überholt. Spätestens seit Fractal Audio den AxeFX auf den Markt gebracht hat. Die Soundqualität ist überragen und in den meisten Fällen nicht von den originalen, gemodellten Effekten zu unterscheiden. Dadurch, dass es zwischen den Effekten keine Kabel gibt ist das Nebengeräuschverhalten unschlagbar gut.

Dem gegenüber stehen sündhaft teure Pedalboards mit Schaltvorrichtungen, die nur die gerade benutzten Effekte in den Signalweg lassen. Da bin ich kein Experte – aber solche Pedalboards kosten schonmal 7000 Euro. Einen AxeFX bekommst Du für ca 2500, und die kleinere Version AX8 (oder die Konkurrenz von Line6, den Helix) für ca 1500,- Euro. Mit mehr Effekten.

Ich nutze den AX8 für alle meine Effekte. Und ich brauche echt sonst nichts. Aber das soll jeder selbst entscheiden!

Element 7: Der Amp

Ein genau so kontroverses wie großes Thema. Die Frage nach dem richtigen Amp kann man erst beantworten, wenn man die Frage nach seinem persönlichen Stil beantwortet hat.

Es gibt Tausende von Amps und verschiedenen Grundtypen. Auch hier bringt es Dir wohl am meisten, wenn ich Dir ein paar vorstelle. Diesmal von günstig nach teuer 🙂

Der Übungsamp

Meiner Ansicht nach fast überholt, ist der Übungsamp ein kleiner verstärker für ca 100-200 Euro. Er soll gerade beim Anfänger die Anfangs-Investition klein halten, so dass man mit Gitarre auf ca 350-400 Euro kommt. Die meisten dieser Amps sind einmal unverblümt ausgedrückt völliger Schrott 🙂

Allerdings gibt es einige, die durch Zusatzfunktionen und Anschlussmöglichkeiten glänzen, exemplarisch hier einmal 2 vorgestellt:

  1. Yamaha THR10 V2. Mehr über dieses feine Teil findest Du hier im exra-Blogpost KLICK
  2. Line6 Spider V

An beide Amps kannst du Dein Handy / ipad anschließen, um Jamtracks über den gleichen Lautsprecher in guter Qualität abspielen zu lassen. Zudem arbeiten beide mit Modelling und geben Dir eine große Auswahl an verschiedenen Sounds zum üben. Diese Sounds kannst Du via PC/MAC editieren und aufpeppen, zudem ist in beiden ein Audiointerface integriert, mit dem Du Dein Spiel im PC aufnehmen kannst. Eine tolle Sache zum Üben daheim.

Der Transistor-Combo

dieser steht hier nur der Vollständigkeit halber. Es handelt sich um einen Verstärker, dessen Sound ohne Röhren und ohne Modelling arbeitet. Früher aus Kostengründen (billiger als Röhre) weit verbreitet, mittlerweile komplett überholt. Nicht kaufen! Der einzige, der eine Ausnahme darstellt, wenn Du reine, cleane Jazzgitarre spielen willst, ist der Roland Jazzchorus 120. Den spielen tatsächlich noch einige berühmte Jazzgitarristen… noch.

Der Modelling Combo

Ein kompletter Amp mit Digitaler Vorstufe, die mit einer speziellen Software den Klang vorn Röhrenamps imitiert. Das funktioniert mittlerweile hervorragend und Modelling setzt sich immer mehr durch. Beispiele gibt es von VOX, Line6 und sogar Fender. Allerdings ist das nicht meiner Empfehlung, denn wenn schon Modelling, dann bitte das beste vom besten. Und das gibt es noch nicht als Combo 🙂

Modelling Vorstufe, Endstufe und Box

Diese Kombi ist gerade sehr populär. Als Beispiel könnte hier ein Kemper mit eingebauter Endstufe und entweder einer Gitarrenbox oder einer Fullrange-Box sein. Was da der Unterschied ist kommt in Element 8.

Als weiteres Beispiel (günstiger)  könnte es ein Line6 Pod mit einer Aktivbox sein. Gleiches Prinzip, nur etwas weniger „edel“ vom Sound. Und dann gibts natürlich alles dazwischen und von anderen Marken.

Diese Art von Setup wird von vielen Gitarristen benutzt, vor allem im Top40/Coverbereich. Ich selbst benutze für viele kleinere Gigs ein Setup aus einem Fractal Audio AX8 und einer KS Audio Aktivbox. Für größere Gigs benutze ich auch den AX8, dann aber in Kombination mit einem MesaBoogie Express25. Hier kommen wir dann nahe an das „optimale“ Setup heran.

Richtiger Amp mit Multieffekt-Modeller

Der Amp wird mit der 4-Kabel-Methode mit dem Amp verbunden. Es kommen einige (simulierte) Effekte vor den Amp, und einige hinter den Amp. Deswegen muss das Effektgerät 2x verbunden werden. Zu dieser Methode gibt es viele Tutorials auf Youtube (4-Cable-Method suchen). Eine genauere Beschreibung würde hier zu weit führen. Bei Interesse kann ich aber gerne einen kompletten Blogartikel darüber schreiben – einfach kommentieren.

Deluxe: Head, Pedalboard und 4×12 Box.

Die meisten Setups der Gitarrenprofis sehen so aus:

  1. Pedalboard mit diversen Einzeleffekten auf dem Boden
  2. Ein Topteil eines edlen Röhrenverstärkers
  3. Ein high-class Multieffekt wie ein AxeFXII oder ein Eventide H3000
  4. evtl. zusätzliche Endstufen
  5. 4×12 Gitarrenbox oder mehrere

Die Pedals sitzen dabei vor dem Topteil, von dem es über den Einschleifweg in das Multieffekt geht. Hier kommen dann weitere Effekte dazu. Der Sound wird über die Endstufe im Topteil verstärkt und dann in die Box geschickt. So etwas hörst Du z.B. bei Steve Vai, John Petrucci, Joe Satriani, Mark Tremonti uvm.

Element 8: Die Box oder der Speaker

Viele vergessen die Box als soundbildendes Element, dabei ist sie unglaublich wichtig und neben der Verzerrung hauptverantwortlich für einen guten Sound. Das kommt daher, dass ein Gitarrenlautsprecher den Klang nicht linear wiedergibt, sondern den Sound nur in bestimmten Frequenzbereichen wiedergibt. Das liegt daran, dass die ersten Gitarrenlautsprecher noch sehr „schlecht“ waren und nicht wie heute von 20-20.000 Hz relativ linear übertragen. Gitarrenlautsprecher schneiden ab einer bestimmten Frequenz den Sound ab, was aber für den Verzerrten Sound super ist. Ohne Gitarrenlautsprecher klingt der Sound sonst wie ein Rasierapparat, bei dem der Aufsatz locker ist 🙂

Zudem klingt jeder Gitarrenlautsprecher leicht anders. Manche Gitarristen bevorzugen z.B. Celestion „Greenback“ Speaker, andere das 75 Watt Modell. Viele Funk und Jazz Spieler schwören auf Jensen Speaker, andere finden Evoice am besten. Als ob es bisher nicht genug Optinonen gab 🙂

Element 9 – Das Mikrofon

Wenn Du direkt im Raum mit Deinem Amp bist, ist bei Element 8 Schluss – aber ganz oft wird Dein Gitarrensound auch aufgenommen und wiedergegeben, so dass das Mikrofon und seine Positionierung auch einen großen Einfluss auf den Sound hat. Klassisch kommt hier oft das Shure SM57 zum Einsatz. Interessiert Dich dieser Teil des Sounds besonders? Dann schreib mir doch gerne ein Kommentar, und ich werde diesen Teil etwas ausführlicher behandeln.

Schlusswort

Ich hoffe, ich konnte Dir einen Überblick geben, aus welchen Elementen sich Dein Sound zusammensetzt. Ich weiß, wenn Du neu bei diesem Thema bist, ist das ganze etwas viel auf einmal!

Du solltest Dir jedes Element in Ruhe anschauen, etwas selbst erforschen (google), vielleicht mal in ein Musikgeschäft fahren und ein paar Sachen ausprobieren. Und lass Dir zeit!

Meine Empfehlung – um einen Eindruck über alle Elemente des Sounds zu bekommen, würde ich Dir eine Amp-Modelling software auf dem PC empfehlen. Zum Beispiel Helix Native, BIAS FX 2, Guitar Rig 5 oder ähnliches. Es gibt auch in der Software Logic Audio Ampsimulationen wie auch in anderen DAWs. Denn bevor Du für echte Geräte Geld ausgibst, probierst Du es lieber mal mit einer relativ preisgünstigen Software. Außer der Software brauchst Du nur ein vernünftiges Audio Interface und einen halbwegs aktuellen Mac oder PC. Dann kannst Du bei fast jeder Software beliebig Effekte an und ausschalten, Amp und Boxensimulation ausprobieren. Wenn Du hierzu mehr lesen möchtest, einfach in die Comments schreiben 🙂

Viel Spaß beim Ausprobieren!