Wenn Du auf Deinem Instrument besser werden willst, ist es eine der wichtigsten Fähigkeiten überhaupt, Dich selbst richtig einzuschätzen. Viele denken, das könnten sie beim Spielen direkt nur allzugut – doch das ist leider ein großer und Folgenschwerer Irrtum! Das Problem dabei ist, dass Du während des Spielens einfach nicht genug „Rechenleistung“ zur Verfügung hast, um Dich selbst einzuschätzen. Zudem führt eine direkte Bewertung während der Performance zwangsläufig zu einer Verschlechterung dergleichen. Wenn Deine Konzentration nicht zu 100% auf Dein Spiel gerichtet ist, wirst Du niemals Dein volles Potenzial zeigen können. Was also tun? Richtig, nimm Dich auf! Heutzutage gibt es tausende von Möglichkeiten, wie Du das tun kannst. Ich werde Dir in diesem Artikel meine Favoriten zeigen und Dir zusätzlich ein paar wichtige Gedanken nahebringen. Um Dir eine kleine Übersicht zu geben – Du kannst:
Fangen wir aber direkt mit dem Wichtigsten an:
Viele wollen erst ein Audiointerface kaufen, dann noch ein Recording Programm installieren, eventuell auch noch warten bis die neue Gitarre oder der neue Amp da ist. Dazu sage ich nur: Du wirst damit den Nutzen der Selbstaufnahme nicht im geringsten Verändern! Ob die Soundqualität gut oder schlecht ist, spielt überhaupt keine Rolle, wenn Du Dein eigenes Spiel einschätzen willst. Auf neues Equipment oder die neueste 15.3 Version Deiner Recording Software zu warten ist ZEITVERSCHWENDUNG. War das deutlich? Ich hoffe doch. Also egal wie, nimm Dich auf und hör es Dir an! Hier einmal vom ungefähren Aufwand her gestaffelt die Möglichkeiten, die Dir zur Verfügung stehen.
Jeder hat heutzutage ein Smartphone. Ob Apple, Samsung, HTC oder was auch immer ist egal, kaum eines der Geräte kommt heutzutage ohne Videofunktion. Also, stell das Smartphone auf den Tisch/Regal/Notenständer vor Dir, schau das Du im Bild bist, und drücke auf „Record“. Beim iPhone ist dabei sogar die Qualität der Frontkamera so gut, dass sich früher Kameramänner die Finger danach geleckt hätten. Es sollte hell genug sein, damit man etwas erkennen kann –ansonsten ist die Qualität egal, denn es ist ja erst einmal nur für Dich. Solltest Du Dich regelmäßig aufnehmen wollen, gibt es dieses kleine Helferlein. Klicke einfach auf das Bild (oder HIER), dann kommst Du direkt zu Amazon und kannst schauen, was es kostet. Ich benutze eines dieser kleinen Stative, um Schülern kompliziertere Übungen aufzunehmen, die ich ihnen in die Dropbox lege. Natürlich musst Du das ganze nicht unbedingt filmen – Du kannst auch einfach nur den Ton aufnehmen. Jedes Smartphone-Betriebssystem hat hierfür eine App. Ich empfehle Dir aber, direkt das Video zu nehmen, denn so kannst Du eventuelle technische Probleme auch direkt erkennen. So viel sei gesagt: 50% dessen, was die meisten Gitarrenlehrer sehen, siehst Du auf einem Video von Dir auch. Vielleicht ist das der Grund, warum viele Gitarristen Angst haben, sich selbst aufzunehmen? Kleiner Seitenhieb am Rande 🙂
Fast jeder hat schon eine Webcam im Notebook eingebaut. Beim Mac funktioniert die Aufnahme sehr einfach über den Quicktime Player (Ablage: neue Videoaufnahme). Leider haben sich die Webcams nicht so stark nach vorne entwickelt wie die Smartphone-Cams, aber die Qualität reicht locker aus, um Dich spielen zu sehen. Beim PC ist die Aufnahme manchmal etwas komplizierter… Windows sei dank. Aber mit den entsprechenden Youtube-Tutorials wirst Du es sicher hinbekommen. Einfacher ist natürlich der Web über das Smartphone. Oder Du wählst die nächste Möglichkeit. Kleiner Hinweis: Auch hier kannst Du natürlich nur den Ton aufnehmen. Wie gesagt, wenn Du die Möglichkeit hast, nimm Ton UND Video.
Eine der tollsten Übehilfen ist ein sogenannter looper. Vor allem für die E-Gitarristen unter Euch interessant (Die Akustik-Fraktion braucht eine Gitarre mit Pickup und einen Verstärker). Ein Looper ist ein Bodenpedal, welches auf Knopfdruck eine Aufnahme Deines Spiels macht und beim nächsten Knopfdruck das gleiche wieder abspielt. So kannst Du z.B. auch eine Begleitspur erstellen, zu der Du dann Solo spielen kannst. Viele Multieffektgeräte, wie z.B. das Boss GT-1 oder der Line6 Pod HD oder Helix haben mittlerweile einen eingebauten Looper. Pedale, die nur Loopen gibt es ab ca. 95 Euro. Hier als Beispiel im Bild der DITTO Looper von tc electronic. Mit so einem Gerät kannst Du Dich unkompliziert und schnell so oft aufnehmen, wie Du willst. Nachteil ist hier, dass Du das aufgenommene nur schwer archivieren kannst und so die Chance verpasst, Deinen Fortschritt über Monate/Jahre zu dokumentieren.
Nun kommen wir zu den Möglichkeiten mit höherer Soundqualität, die auch zum Aufnehmen von Demos oder gar CDs taugen. Dafür wird es auch um einiges komplizierter, falls Du nicht sowieso schon ein Computernerd bist. Falls Du komplett neu im Bereich der Audio-Aufnahmen bist, hier mal ein paar Grundsatz-Erklärungen:
Mit einer guten Kombination von Audiointerface und DAW kannst Du professionell aufnehmen, Songs schreiben und arrangieren und das ganze archivieren. Ich kann hier nicht mal ansatzweise alles zu diesem Thema darlegen, es gibt ganze Horden von Internetseiten dazu. Wenn Du ein Anfänger-Tutorial zu Cubase sehen willst, klick einfach hier. Die Version ist schon etwas veraltet, aber Du bekommst einen Überblick. Mac-User haben mit dem vorinstallierten GarageBand hier ein echtes Schätzchen auf ihrem Rechner. Mit dieser Software, die sich extrem einfach bedienen lässt und zu der es TONNEN von Anfänger-Tutorials auf Youtube gibt, kann man schon richtig viel in toller Qualität anstellen. Für viele ein Grund, beim nächsten Computer zum Mac zu greifen. Auf dem PC gibt es natürlich auch eine Vielzahl guter Programme. Hier würde ich auf eine kleine Version von Cubase setzen. Wie schon geschrieben – schau Dir beim Kauf Deines Audiointerfaces die Software-Beilagen genau an, da ist oft schon mehr als genug dabei.
Als letzter Punkt soll noch gesagt sein, dass es auch komplette Geräte gibt, die nur dazu konstruiert wurden, Dich aufzunehmen. Solltest Du ein Computer-Muffel sein, ist das eventuell genau das Richtige für Dich. Meiner Ansicht nach gehören diese Geräte jedoch zum alten Eisen, und sind höchsten für eine Band im Proberaum interessant. Wobei selbst dort ein Audiointerface mit Notebook fast immer eine bessere Wahl ist. Der Vollständigkeit halber hier ein paar links zu solchen Geräten: Roland Field Recorder BR-80 (klick) TASCAM GB-10 GITARREN TRAINER/RECORDER (klick) ZOOM R8 Recorder, Interface, Controller, Sampler (klick)
Wie Du siehst, kannst Du es Dir beim Aufnehmen sehr einfach und auch sehr kompliziert machen. Am Anfang reicht es wirklich, einfach nur mit irgendetwas auf „Aufnahme“ zu drücken. Das Gefühl ist zuerst sehr ungewohnt, und eventuell wirst Du einen ganz schönen quatsch zusammenspielen. Aber auch hier macht die Übung den Meister. Bleib dran und versuche, Dich regelmäßig aufzunehmen. Wenn Dir das Ganze Spaß macht, wirst Du früher oder später bestimmt den Weg des Audiointerfaces gehen wollen. Wichtig: Archiviere Deine Aufnahmen und mache auch regelmäßige Backups davon. So kannst Du Jahre später Deinen Fortschritt nachvollziehen und auch Ideen sammeln. Viel Spaß beim Aunfehmen! Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel freigeschaltet, falls Du Fragen hast. Aber jetzt los: Mach Deine erste Aufnahme! JETZT! 🙂