Fortschritt dokumentieren

Letztes Update: 
14. September 2017
Von Bernd Kiltz
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Fortschritt dokumentieren

Fortschritt dokumentieren

[VIDEO am ende des Artikels!] „Jetzt hab ich so lange geübt, aber ich habe das Gefühl, nicht besser geworden zu sein“. Stimmt das? Oder spielt Dir vielleicht Deine Wahrnehmung einen Streich? Um es kurz vorwegzunehmen: In diesem Blogbeitrag geht es ums Dokumentieren Deines Fortschritts auf Video. Ja, Video – weil es die mit Abstand einfachste Möglichkeit ist in der heutigen Welt, wo JEDES Handy bzw. Smartphone/Tablet Videos aufnehmen kann. Und weil Video außer dem Klang auch noch Deine Handhaltung etc. aufnimmt. Also alles dokumentiert. Zur Einstimmung aber erst einmal eine kleine Geschichte: 2005, September, beim Bier (oder wars schon Whisky? 🙂 ) mit ein paar Freunden. Ich: „Jetzt habe ich 4 Jahre Jazz studiert, habe ein Diplom und sogar für das Abschlussprüfungs-Konzert die Bestnote erhalten. Trotzdem habe ich das Gefühl es war für die Katz, denn ich habe vor 4 Jahren genau so gut gespielt.“ Diese Aussage habe ich wirklich getroffen, und ich war zudem noch völlig davon überzeugt (!) Kurze Zeit später fiel mir eine DVD in die Hand, auf der irgend jemand bei einer Jazz-Session meine Performance gefilmt hatte. Das war ziemlich genau 1 Monat nach beginn des Studiums, Also 2001. Nichtsahnend legte ich sie ein drückte auf Play. Nicht nur, dass ich damals ganz schön f… ähm dick war, sondern… …mein Spiel war GRAUSAM. Timing schlecht, Tonauswahl geht so, es hat nicht geswingt und der Sound war auch bescheiden. Ich war völlig geschockt, aber was mir da vor Augen geführt wurde, war ganz einfach eine völlig falsche Selbstwahrnehmung. Natürlich war ich in den 4 Jahren mit 60min Privatunterricht die Woche, 2 Ensemble-Proben und über 200 Auftritten besser geworden! Und zwar um WELTEN. So sehr, dass ich mein eigens Spiel von vor 4 Jahren völlig erbärmlich fand! Warum war ich aber davon überzeugt, ich wäre nicht besser geworden? Ganz einfach: Man wird, wenn man übt, jeden Tag ein kleines bisschen besser. Und das ist gerade dann, wenn man schon mehr als 1 Jahr spielt, so wenig, das man es selbst nicht bemerkt. Hinzu kommt noch, dass man eigentlich im Schlaf besser wird und nicht direkt während des Übens. Die Neuronen verknüpfen sich bzw. verstärken sich in den Pausen. Man merkt nichts davon. Höchstens wenn man ein Stück zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht spielen kann und dann 2 Wochen später dann halt doch. Aber ansonsten merkst Du die große Entwicklung nicht durch Deine eigene Wahrnehmung. Deshalb: Fertige UNBEDINGT in Abständen von höchstens 4 Wochen (besser 2) Videos von Deinem Spiel an und archiviere sie so, dass Du sie auch wieder findest!

Ganz wichtiger Hinweis: Es geht überhaupt nicht um die Bild-oder Tonqualität Deines Videos. Eine billige Webcam, eingebaut im 300 Euro Laptop, reicht! Es geht nur darum, es irgendwie festzuhalten. Nicht ein professionelles Demo Aufzunehmen. Dennoch ein kleiner Tipp: Je mehr Licht, desto besser – und es sollte auf die Gitarre scheinen und nicht hinter Dir sein 🙂 Du brauchst auch keinen extra Smartphone-Halter (Bild oben im Artikel), sondern kannst einfach eine Tasse oder eine Flasche Bildschirmreiniger als Ständer nehmen und auf den Tisch vor Dich stellen. Kein Problem. Und benutze ruhig die Frontkamera – so kannst Du genau sehen, ob Du im Bild bist.

Das ist übrigens ein schöner Nebeneffekt der Video-Feedback Funktion, die es im Mitgliederbereich von Gitarrenlehreronline.de gibt. Dadurch, dass Du mir (im Idealfall) alle 2 Wochen ein 5-Minütiges Video schickst mit den Stücken/Übungen, die Du gerade bearbeitest, hast Du auch gleichzeitig eine schöne Dokumentation Deines Fortschritts. Die beste Methode ist, die Videos auf ein Video-Portal wie Youtube oder Vimeo hochzuladen. Keine Angst, Du kannst die Videos auf „Privat“ oder „nur Link“ stellen, damit nur Du sie sehen kannst. Auf dem Portal sind sie dann schön nach Datum geordnet und Du kannst Dir jederzeit Deinen Fortschritt ansehen. Eine echt tolle Sache! Falls einige von Euch noch nie ein Video hochgeladen oder gedreht haben, hier gibt es ein kleines Tutorial, welches die Youtube-App auf dem iPhone benutzt (die App gibt es auch für Android und bestimmt auch für Windows-Phone). Das einzige, was Du sonst noch brauchst, ist ein Youtube-Account. Das sollte jedoch kein Problem darstellen. Falls Doch – schreib mir einfach über das Kontaktformular und ich werde dazu auch ein Tutorial drehen, kein Problem!