Test: PRS SE Custom 24

Letztes Update: 
29. Jauar 2017
Gitarrenlehrer Bernd Kiltz
Von Bernd Kiltz
halbakustischen Gitarre Ibanez AS 53
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Hier ist ein Video zum Test

Hölzer und Konstruktion

Pickups und Steg

Hardware

Fazite

Paul Reed Smith oder PRS ist einer der „Großen“ auf dem Markt. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg der Firma ist Carlos Santana, der sich damals gleich 3 Gitarren von Mr. PRS hat bauen lassen und so die Marke im Handumdrehen bekannt machte und ihr ein absolutes Edel-Image gab. Santana war auch beteiligt an der Idee, doch eine günstige, im Ausland (also nicht USA) gefertigte Serie zu generieren, die es weniger betuchten Gitarristen ermöglichen sollte, auch eine tolle Gitarre in die Hand zu bekommen. Die erste Gitarre dieser Serie war die Santana SE, die ich auch schon spielen durfte und als sehr gut bewertet habe. Jedenfalls wenn man den Santana-Sound sucht. Die SE-Serie umfasst mittlerweile viele Modelle, ein Exemplar ist die hier vorliegende PRS SE Custom 24

Hier ist ein Video zum Test:

PRS SE Costum 24
PRS SE Costum 24

Hölzer und Konstruktion

PRS SE Costum 24
Konstruktion der PRS SE Costum 24

Die Gitarre hat zum Großteil eine Les-Paul artige Holzbestückung. Ahorn Decke, Mahagony Korpus und Palisander Griffbrett. Der Hals besteht jedoch im Gegensatz zur Les Paul aus Ahorn, was der Gitarre etwas mehr Brillianz verleiht. Auch das „hohle“ eine Les Paul ist hier nicht zu finden. Die Mensur ist eine Mischung aus Strat und Les Paul, wer es genau wissen will: 635mm. Der Hals ist eingeleimt, was viel aufwendiger, ist als ihn einzuschrauben. Klanglich gibt es sicherlich einige Unterschiede, die man allerdings schwer genau definieren kann – dazu müsste man die Gitarre einmal mit genau den gleichen Hölzern von genau dem gleichen Baum einmal mit eingeschraubtem und einmal mit eingeleimtem Hals spielen.

Griffbrett PRS SE Costum 24
Steg der PRS SE Costum 24

Das Palisander Griffbrett hat sehr sauber verarbeitete Medium-Bünde, 24 an der Zahl. Mir persönlich sind sie viel zu flach, aber das ist Geschmacksache. Die Vogel-Inlays, auch eine Erfindung von PRS, sind ebenfalls ohne jeden Makel in das Griffbrett eingelassen.

Pickups und Steg

Als Pickups wurden 2 PRS SE 85/15 Humbucker gewählt. Wer sich etwas mit PRS auskennt, weiß, dass diese Firma praktisch den 5-Weg Switch für 2x Humbucker erfunden hat.

PRS SE Costum 24
Pickups der PRS SE Costum 24

Auf 5 Positionen werden die besten Kombinationen der 4 Spulen kombiniert – damals eine echt geniale Erfindung, da nun endlich auch glockige Clean-Sounds mit 2 Humbuckern möglich waren. Nicht jedoch bei der SE! Nein, es gibt einen normalen 3-Fach switch. Immerhin kann man mit dem Tonepoti durch Herausziehen die PU’s splitten – aber das ist vom Handling her im Livebetrieb doch sehr umständlich. Ich habe echt keine Ahnung, warum PRS hier diese antiquierte und unpraktische Schaltung verbaut – zumal sie ja die beste Lösung selbst erfunden haben. Dicker Minuspunkt an dieser Stelle. Der nächste Minuspunkt kommt leider direkt – die Pickups. Auch hier natürlich wieder etwas Geschmacksache, aber ich finde den Halspickup völlig unbrauchbar. Weder singt oder flötet er im Highgain-Bereich, noch jazzt er bei cleaner Einstellung. Wenn ich diese Gitarre besitzen bzw. behalten würde, wäre der Pickup noch keine Woche da wo er ist, und ich würde ihn durch einen Dimarzio Air Norton oder einen klassischen Gibson PAF ersetzen. Der Steg PU ist in Ordnung, hat mich aber auch nicht vom Hocker. Vielleicht bin ich auch verwöhnt, weil ich lauter Top Dimarzio Pickups in meinen Gitarren habe. Wegen der Pickups zumindest würde ich die Gitarre nicht kaufen.

Hardware

PRS SE Costum 24 Tremolo
Tremolo der PRS SE Costum 24

Auch das Tremolo ist eine PRS-Konstruktion. Es war damals das erste Vintage-Tremolo, welches man vernünftig nutzen konnte, ohne nach jedem Lied die Gitarre stimmen zu müssen. Dazu trugen jedoch auch die von PRS entwickelten Locking Tuners (soweit ich weiß auch die ersten ihrer art) und der Graphit-Sattel bei. Den Graphit Sattel hat man beibehalten, die Mechaniken sind normale, ohne Locking. Sie sind zwar leichtgängig und scheinen sauber Verarbeitet, aber mit dem Tremolo kann man leider nur sehr bedingt arbeiten. Die berühnte G-Saite verstimmt sich ständig. Es ist mir auch hier unverständlich, warum einer der Pioniere der Locking Tuners hier normale Mechaniken verbaut. Schließlich ist die Gitarre nicht soooo billig.

Fazit

Ich finde es extrem schade, dass hier aus so viel Potenzial so wenig herausgeholt wurde. Top Hölzer, eine  vorbildliche Verarbeitung, die sogar 4000,- Euro Gitarren gut zu buche stehen würde, schicke Decke und eine ergonomische Konstruktion werden durch schlechte Pickups, eine antiquierte Schaltung und ein verstimmungsanfälliges Tremolo zunichte gemacht. Wenn Du allerdings einen Narren an der Optik gefressen hast – neue Pickups rein (ca 160,- ohne Einbau), Locking Tuners (ca 80 Euro) und ein 5-Way Megaswitch (30 Euro) – und du hast ein geiles Teil. Bei mir wären es noch neue Jumbo-Bünde, aber das ist wirklich Geschmacksache. Wenn Du das ganz günstig eingebaut bekommst (100,-), ist die Gitarre immer noch recht günstig – also gar nicht mal so weit hergeholt für PRS Fans, die sich keine Made in USA leisten können / wollen. Naja, die Optik ist schon ziemlich geil! So wie sie jetzt ist, geht sie auf jeden Fall zurück. Leider. Trotzdem haben wollen? Hier der Link zu Thomann: KLICK.

PRS SE Costum 24
PRS SE Costum 24

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