Wie Du richtig Akkorde übst

Letztes Update: 
13. März 2017
Von Bernd Kiltz
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Die Aufsetzreihenfolge

Die Schnick-Übung

Von Anfang an im Rhythmus, bitte!

Die gefürchteten Barré-Akkorde

Die Fingernägel

NEU! Mein Minikurs Akustikgitarre mit 3 Videolektionen für Anfänger. Die Akkorde Am und E plus wie Du sie richtig umgreifst. Dazu der richtige Anschlag mit der linken Hand. Einfach hier Anmelden zum kostenlosen Kurs. Viele, die sich für die Gitarre als Ihr Instrument entscheiden, tun dies, um sich selbst oder andere mit Akkorden begleiten zu können. Das ist meiner Meinung nach auch etwas, was jeder Gitarrist können sollte – ob er jetzt hauptsächlich Metal, Jazz, Folk oder Country spielt. Offene Akkorde mit Strumming Patterns gehören zur „Grundausbildung“ dazu. Viele versuchen, gerade am Anfang, sich das spielen mit Akkorden selbst beizubringen. Das geschieht allerdings leider mit extrem unterschiedlichem Erfolg. Die einen haben Glück und schauen sich irgendwo zumindest die richtige Handhaltung ab, andere machen einfach alles falsch, was man falsch machen könnte. „Sind ja nur ein paar einfach Akkorde“ – nun ja… Wenn man das Ganze mal objektiv betrachtet, ist es alles andere als Einfach. Denn Du musst 2-4 Finger der linken Hand möglichst schnell und genau auf die Saiten setzen, so dass die Leersaiten weiterklingen. Dann musst Du synchron dazu die rechte Hand im richtigen Rhythmus bewegen und das alle koordinieren. Es tut mir leid, wenn ich das so sagen muss – aber es ist NICHT EINFACH! Und Alle, die Dir das erzählen wollen, lügen 🙂 Mit der richtigen Methode ist es jedoch sehr wohl für jeden mit 2 gesunden Händen 100% machbar. Wie Du optimal Akkorde übst – das möchte ich Dir in diesem Artikel zeigen und Dir die wichtigsten Prinzipien erklären!

Klein anfangen und nicht zu viel auf einmal

Nimm Dir am Anfang nicht zuviel vor! 2 Akkorde, die nicht allzu schwer sind (also keine mit 4 Fingern zu weitem Spreizen). Als Beispiel könntest Du mit Em (E-Moll) und D (D-Dur) anfangen. Oder mit E (E-Dur) und Am (A-Moll). Nimm Dir erst einen der Akkorde vor und lerne, ihn in der richtigen Reihenfolge sauber aufzusetzen. Dann lernen den 2. Akkord auf die gleiche Weise. Erst danach wechselst Du die beiden Akkorde. Wie genau, dazu kommen wir noch. Aber fürs erste merke Dir: Am Anfang höchstens 2 auf einmal!

Die Aufsetzreihenfolge

In 99% aller Fälle schlägst Du Akkorde beim Strumming mit einem Downstroke an. Dass heisst das Plektrum folgt der Schwerkraft von oben nach unten, von der tiefen, dicken E-Saite zur hohen, dünnen E-Saite. Aus diesem Grund ist es Sinnvoll, IMMER (!) auch die Finger der linken Hand in dieser Reihenfolge aufzusetzen. Also erst die gegriffenen Töne auf der E-Saite, dann A-Saite, D, G, B und hohes E. Denn es macht überhaupt keinen Sinn, z.B. beim C-Dur Akkord zuerst den 1. Finger auf die B-Saite zu setzen, wenn die Anschlagshand zuerst die A-Saite trifft, wo Du den 3. Finger auf dem 3. Bund benötigst! Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Du IMMER (!) in dieser Reihenfolge aufsetzen solltest. Unser Gehirn merkt sich Abläufe viel besser, wenn sie immer gleich passieren. Und wenn Du oben genannte Reihenfolge beherzigst, setzt Du die Akkorde immer genau gleich auf. Du merkst sie Dir damit viel schneller, als ob Du die Aufsetz-Reihenfolge dauernd variierst. Merke also: Immer von der tiefen zur hohen E-Saite aufsetzen. Oder einfach das Griffbrett-Diagramm von Links nach rechts lesen und in dieser Reihenfolge aufsetzen.

Die Schnick-Übung

Ich gebe es zu, das Wort ist eine Eigenkreation. Die Übung geht folgendermaßen: Du nimmst Dir einen einzigen Akkord, der noch nicht so klappt, z.B. den D-Dur Akkord. Dann setzt Du langsam und genau in der richtigen Reihenfolge die Finger auf, spielst den Akkord einmal an. Dann nimmst Du die Linke Hand vom Griffbrett, schüttelst („schnickst“) sie kurz aus, und dann das Ganze von vorn. Das machst Du mindestens 7x. Wenn Du einen Fehler machst, fängst Du von Vorne an zu zählen. Achte darauf, das jeder Ton des Akkordes klingt. Stelle das zur Not sicher, indem Du die Saiten einzeln nacheinander spielst. Die „Schnick-Übung“ machst Du so lange, bis Du den Akkord schnell und sicher greifen kannst. Diese Übung ist eine der besten, in die Du Deine wertvolle Übezeit investieren kannst!

Von Anfang an im Rhythmus, bitte!

Kommen wir nun zum größten und schlimmsten Anfängerfehler, den es beim Akkordüben gibt. Viele, die ohne Lehrer oder richtige Anleitung anfangen, haben die Akkorde noch nicht genügend geübt und spielen trotzdem schon Akkordfolgen. Natürlich mit einen Anschlagpattern, das auch gar nicht so einfach ist und vielleicht gerade so zu 80% klappt. Zwischen den Akkorden ist dann zwangsläufig eine undefinierte Pause, die es unmöglich macht, z.B. die Melodie des entsprechenden Liedes dazu zu singen. Es „stockt“ die ganze Zeit, die neuen Akkorde treffen nicht an der richtigen Stelle auf die Melodie bzw. Textstelle und es klingt furchtbar! Bitte mach das nicht. Übe folgendermaßen:

  1. mache die Schnick-Übung so lange, bis der Akkord gut klappt
  2. Zähle im Takt 1 2 3 4 oder benutze ein Metronom, und spiele den Akkord zuerst nur auf die „eins“
  3. Wenn das klappt, spiele auf 1 und 2
  4. wenn das klappt, spiele auf 1, 2 und 3
  5. wenn das klappt, schlage auf alle Beats einmal den Akkord an. Auf die 4 bewegst Du Deine Finger direkt nach dem Anschlag zum nächsten Akkord und lässt die Leersaiten weiterklingen, damit sie die Pause füllen.

Ich empfehle Dir DRINGEND dazu von ANFANG AN (!) ein Metronom zu benutzen. Glaub mir, Gitarristen mit schlechtem Timing gibt es genug. Nimm direkt ein Metronom und lerne es gleich richtig, Du ersparst Dir damit sehr viel Arbeit später 🙂

Die gefürchteten Barré-Akkorde

Die Achillesferse eines jeden Anfängers. Spätestens wenn diese Akkorde ins Spiel kommen, fängt der Frust an. Das Thema Barré Akkorde ist zu komplex, um es in diesem Blogpost ausreichend zu behandeln, deshalb gibt es von mir nur ein paar wichtige Hinweise dazu:

  1. Lass Dir Zeit, bevor Du mit Barré Akkorden anfängst! Lerne erst mindestens 15 offene Akkorde im Rhythmus mit gutem Strumming zu spielen. Benutze für andere Tonarten am Anfang einen Kapodaster. Wenn Du Dich sicher fühlst mit den offenen Akkorden, kannst Du mit Barré anfangen – einer nach dem anderen.
  2. Wenn Du mit Barré anfängst, brauchst Du 3 Tugenden unbedingt: Geduld, Durchhaltevermögen und Fleiß. Tägliches Üben von mindestens 15 Minuten ist auch Grundvoraussetzung. Ansonsten bleib bei den offenen Akkorden.
  3. Deine Finger brauchen bei den Barré-Akkorden das erste mal richtig Kraft (zumindest im Zeigefinger und Daumen, der die Gegenkraft darstellt). Diese baut sich langsam auf, also noch einmal: Lass dir Zeit!

Um richtig Barré-Akkorde zu lernen, empfehle ich Dir einen guten Gitarrenlehrer oder einen guten Online-Kurs, bei dem Du Dir auch Feedback einholen kannst. Manchmal sind es ein paar Millimeter oder eine leichte Drehung der Hand, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Barré Akkorde sind ein nicht zu unterschätzender „Gegner“. Verschwende nicht Deine Zeit und hol Dir dafür spätestens entsprechende Betreuung

Die Fingernägel

Last but not least: Zum spielen von Akkorden brauchst Du zumindest an der linken Hand KURZE Fingernägel. Um es genau zu sagen – wenn Du von oben auf Deine Hand schaust, solltest Du vorne mindestens 2 Millimeter keinen Nagel, sondern Haut sehen. Du kannst sonst auf dem Griffbrett nicht den erforderlichen Winkel einnehmen, um die Akkorde sauber zum klingen zu bringen. Ich weiss, vor allem die Damen finden dass schlimm. Ich hatte sogar schonmal eine 15-Jährige Schülerin, die deswegen aufgehört hat. Sie wollte unbedingt lange Fingernägel. Naja, man muss Prioritäten setzen! 😉 Natürlich bekommst Du auch mit der Zeit Hornhaut auf den Fingerkuppen – freu Dich! Denn sobald sich die Haut richtig darauf eingestellt hat, dass Du Gitarrist bist, tut auch nichts mehr weh. Dann hast Du es geschafft! So, das wars mit meinen Tipps – ich hoffe Du kannst für Dich etwas rausholen und es gab vielleicht sogar ein Aha-Erlebnis. Das würde mich sehr freuen! Welche Probleme oder Erfahrungen hast Du mit Akkorden? Schreib es mir doch einfach unten in den Comments.