Technikübungen auf der Gitarre sind ein heiß diskutiertes Thema. Einige Gitarristen und sogar Gitarrenlehrer behaupten sogar, sie wären völlig Sinnlos. Nunja, zu diesem Thema habe ich eine sehr genau Meinung, die auf 20 Jahren Unterrichtserfahrung beruht. Die Antwort ist leider etwas komplexer, als es sich der ein oder andere vielleicht vorstellt.
Idealerweise entwickeln sich Musikalität, Sound und Technik gleichmäßig nebeneinander. Jeder, der das Spielen bei einem guten Gitarrenlehrer oder einem guten Online-Angebot lernt, hat somit die optimale Dosis von allem. Dabei kann man die technischen Aspekte des Gitarrelernens so verpacken, dass sie in Liedern, Riffs oder Licks vorkommen.
Trotzdem sollte man sich vor Augen halten, dass das Schwierigste auf der Gitarre immer noch die Motorik ist. Einen Finger zu einem bestimmten Zeitpunkt mit einem bestimmten Druck auf das Griffbrett zu bringen bei der linken Hand, zum Beispiel. Bei der rechten Hand – z.B. beim Anschlag mit dem Plektrum – die Saite mit dem richtigen Winkel gleichzeitig zur linken Hand mit dem richtigen Druck anzuschlagen.
Motorisch gesehen ist Gitarrespielen ein extrem komplexer Vorgang, das sollte man nie unterschätzen!
Wenn man sich jetzt einmal die Arbeitsweise unseres Gehirns ansieht, wird der Sinn von Technikübungen klar. Durch den Fokus auf nur EINEN bestimmten Aspekt kannst Du ein spielerisches Problem viel Schneller lösen, als wenn Du alles auf einmal machst. Dieses „alles auf einmal“ beschreibt den Versuch, alle spieltechnischen Probleme immer nur im musikalischen Kontext zu lösen, also durch Musikstücke oder Solos. Bestimmte motorische Fähigkeiten lassen sich allerdings viel einfacher erlernen, wenn Du ihnen Deine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lässt.
Das ist manchmal trocken, langweilig und anstrengend – führt jedoch sehr schnell zum Ziel. Eine Technikübung musst Du nur so lange durchführen, bis Du sie auf dem Zieltempo (also dem schnellsten Tempo, welches in der Praxis vorkommen kann) sauber und sicher spielen kannst. Für langsamen Blues musst Du deswegen vielleicht weniger Technikübungen machen, als für High-Speed Thrashmetal-Solos oder komplexe Jazz-Akkorde.
Fakt ist: Gute Technikübungen sind zu einem bestimmten Zeitpunkt Deiner Gitarrenkarriere genau das, was Du brauchst um den nächsten Level zu erreichen. Es geht auch ohne sie – aber wozu leben wir im Zeitalter des Internets, wo Du die besten Informationen bekommen kannst? Wazu sich also mit etwas abgeben, was weniger als optimal ist?
Ein Vergleich: Nehmen wir an, Du musst neue Saiten Aufziehen und Du hast keine Lockingtuners. Du kannst nun entweder alles von Hand machen und für jede Saite 50 Umdrehungen der Stimmechanik mit Daumen und Zeigefinger machen, was ca 2 Minuten kostet. Oder Du kannst die Saitenkurbel nehmen, was das ganze auf ca 15 Sekunden bringt. Die Saitenkurbel steht hierbei für die Technikübung. Was würdest Du tun – vor allem wenn die Saitenkurbel direkt neben Dir liegt?
Auch wenn ich generell ein Fan von sinvollen, Zielgerichteten Technikübungen bin, so bin ich allerdings auch genau so ein Gegner von unsinnigen Übungen. Das beste Beispiel ist eine Variation der Spinne, bei der Du die Finger nacheinander auf die nächste Saite übersetzt. Das hat in der Praxis keinerlei Anwendung, Du übst also praktisch die Übung nur um ihrer selbst willen. Ganz im Gegensatz zur normalen Spinne, die Grundlagen der Fingerbewegung auf der Gitarre übt, so dass Du neue Läufe schneller lernen kannst, weil die Finger alle Kombinationen schonmal „durch“ hatten.
Ca. 50% meiner derzeitigen Schüler sind Wiedereinsteiger nach langer Pause oder haben vorher autodidaktisch gelernt, sich also das Spielen „selbst“ beigebracht. in vielen Fällen von beiden Gruppen ist sowohl die Musikalität wie auch der Sound schon gut ausgeprägt, aber die Spieltechnik teilweise Stark unterentwickelt. Um die 3 großen Säulen also auf einen Level zu bringen sind gerade hier Technikübungen ein wichtiger Bestandteil des Übealtags und sehr zu empfehlen.
Ich habe meine 4 Lieblingsübungen im freien Mitgliederbereich dieser Seite allen zur Verfügung gestellt. Du kannst sie in der Seitenleiste nicht unter „Free Stuff“ sehen? Dann hast Du Dich noch nicht angemeldet! Jetzt aber schnell 🙂 Du hast nichts zu verlieren, wie der Name schon sagt ist der freie Mitgliederbereich kostenlos. Außer den Technikübungen gibt es noch viele weitere „Goodies“.
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