Ein guter E-Gitarrensound kommt nicht nur von einer guten Gitarre und einem guten Amp – die Gitarreneffekte sind oft – aber nicht immer – ein wichtiger Teil.
Da es auf dem Markt unzählige Gitarren-Effektgeräte von vielen Herstellern in absolut unüberschaubarer Vielfalt gibt, möchte ich Dir in diesem Artikel einen Überblick geben.
Diese „Standard“ Effekte findest Du bei fast jedem Gitarristen, jedenfalls wenn es nicht so puristisch zugeht wie z.B. bei AC/DC. Bereit? Los gehts!
Der wohl wichtigste „Effekt“ überhaupt in Rock, Blues, Metal, modernem Country und allen Unterarten dieser Stilistiken. Overdrive, Distortion oder „Verzerrer“ sind für mich alles Synonyme eines übersteuerten Sounds – im Gegensatz zum Cleanen Sound, der praktisch nur die Lautstärke der E-Gitarre erhöht. Natürlich wird auch beim cleanen Sound die Klangfarbe der Gitarre vom Amp verändert.
Wichtig: Mittlerweile ist es durchaus üblich, dass zumindest ein Großteil der Verzerrung vom Amp kommt. Fast alle Gitarrenverstärker haben mittlerweile mindestens 2 Kanäle, 1x Clean und 1x Verzerrt. Die Name dieser Kanäle sind nicht standardisiert, was bei Anfängern oft für Verwirrung sorgt. Oftmals heißt z.B. der Verzerrte Kanal „Lead Channel“, was suggeriert, dass man ihn nur zum Solospiel verwenden kann. Dem ist allerdings nicht so, denn gerade im Rock braucht man einen verzerrten Rhythmusgitarren-Sound um die typischen Riffs zu spielen.
Dieser Effekt nimmt eine Sonderstellung ein, da er pratkisch Bestandteil des Grundsounds ist. Nur im Jazz gibt es noch Gitarristen, die einen reinen Cleanen Sound spielen und sonst nichts. Und selbst dort ist mittlerweile ein leicht angezerrter Sound nichts ungewöhnliches mehr.
Witzig: Die Entdeckung des Overdrive Sounds war eigentlich nur ein Nebeneffekt des Strebens nach immer höherer Lautstärke. Klassische Röhrenamps gerieten schnell an ihre Grenzen, und wenn man sie zu laut einstellte, gab es eine leichte Verzerrung, die wegen der Röhren allerdings als angenehm empfunden wurde. So versuchte man immer mehr Verzerrung in den Sound zu bekommen.
Schließlich wurde auch mit anderen Bauteilen Versucht, den Sound „anzudicken“. Schnell wurden die ersten Bodenpedale gesichtet, ein ganz Berühmter Vertreter davon ist der Tube Screamer, ein kleiner grüner Kasten, der immer noch zu einem der Populärsten Pedale ever zählt. Hier auf dem Bild in einer aktuellen Ausführung als Mini-Tubescreamer.
Sollte Dein Amp keinen Verzerrten Kanal haben, der Dir genügen Gain gibt, so brauchst Du als Grundausstattung unbedingt einen Verzerrer!
Ein kleiner Sonderfall ist hier der Booster. Vor einen Röhrenamp geschaltet erhöht der dessen Verzerrungspotenzial.
Wichtig: Alle Arten von Verzerrern gehören VOR den Amp!
Man könnte noch ewig über diesen Effekt schreiben, aber ich wollte ja nur einen kleinen Überblick geben. Deshalb: Weiter!
Hier ein paar persönliche Empfehlungen (es geht direkt zur Produktseite von Thomann, wo Du oftmals auch Soundbeispiele findest):
Xotic AC Booster (Verzerrer) – KLICK
Maxon SD9 Sonic Distortion – KLICK (klingt toll in Kombi mit dem AC Booster)
Ibanez Tubescreamer Mini (Overdrive) – KLICK oder Standard KLICK
Suhr Riot (mein Lieblingspedal) – KLICK – liefert einen satten, rockigen Sound. Perferkt für Ryhthmus und Solo. Nutze ich als simulation in meinem Fractal Audio Ax8 fast ständig.
Ein Sonderfall ist „the Edge“, der Gitarrist von U2, der mithilfe des Delays einen ganz eigenen Sound kreiert hat, den er vor allem für Rhythmusgitarre einsetzt. Du findest Beispiele dazu in nahezu jedem U2 Song.
Der Delay Effekt wiederholt das Originalsignal. Wie oft und wie laut kann man einstellen – möglich ist z.B. eine Wiederholung mit hoher Lautstärke, was oft in der Stilistik Rockabily verwendet wird. Das nennt sich dann „Slapback-Delay“. Oder es gibt viele Wiederholungen, die in der Lautstärke abnehmen und dem Signal nur hinzugemischt werden. Das wäre dann die Anwendung bei Rock und Metal Gitarrensolos.
Keine Frage – ein Delay brauchst Du auf jeden Fall. Außer Du spielst in einer AC/DC Coverband oder machst traditionellen Blues. Dann nicht 🙂
Meiner Ansicht nach braucht ein gutes Delay-Pedal unbedingt die Tap-Tempo funktion. So kannst Du mit einem Fußschalter das Delay-Tempo mit dem gespielten Song synchronisieren. Das klingt viel geiler als das Delay einfach auf einen bestimmten Wert einzustellen, der dann „kreuz und quer“ durch die Rhythmik geht. Leider kosten Delay mit dieser Funktion direkt mal einiges mehr… leider.
Hier ein paar persönliche Empfehlungen mit Tap Tempo:
Strymon El Capistan (ja teuer… aber richtig geil) – KLICK
Boss DD7 – der Klassiker – KLICK
…und hier noch 2 Empfehlungen ohne Tap Tempo, falls Du es nicht brauchst. Ich empfehle jedoch gerade beim Delay, lieber gleich ein paar Euro mehr auszugeben.
TC Flashback Mini Delay – KLICK
Ibanez Analog Mini Delay – KLICK
Der Choruseffekt lässt Deinen Sound „schweben“ und wird vor allem im Cleanen Bereich verwendet. DER Song, der beim Chorus wohl als erstes in den Sinn kommt ist „Purple Rain“ von Prince. Für angehaltene Akkorde einfach ein Muss – Du wirst den Effekt nicht mehr ausschalten wollen. Wenn Du ihn den richtig eingestellt hast, aber dazu gibt es tausende Tutorials in Youtube 🙂
Der Chorus Effekt entsteht auch natürlich, z.B. bei den 2 höchsten Saiten einer 12-Saitigen Gitarre. 2 gleiche Töne, die ganz leicht gegeneinander verstimmt sind, erzeugen den Typischen „Schwebesound“. Je mehr die beiden Töne auseinanderliegen, desto schneller schwingt der Sound hin und her. Dies wird durch ein dem Original zeitversetztes Signal erreicht, dass moduliert wird. Deswegen spricht man auch oft von „Modulationseffekt“ oder „Modulation“.
Für viele ist DER beste Chorus ein Arion mit True Bypass Modifikation. Der ist allerdings nicht so leicht zu bekommen und meiner Ansicht nach VIEL zu teuer, für das was er bringt. 2 günstige Varianten tun hier einen guten Job:
Boss CH1 Super Chorus – KLICK
Ibanez Mini Chorus – KLICK
Wer es RICHTIG Fett haben will und gerade im Lotto gewonnen hat – dieses Teil ist nicht von dieser Welt:
Strymon Mobius (kann auch andere Modulationseffekte) – KLICK
Der Effekt ist ein sogenannter Filter, der einen parametrischen Equalizer durch eine vordefinierte Frequenzspanne sweept. Klingt kompliziert, ist aber auch eigentlich egal. Du bewegst das Pedal, spielst dazu, und es macht „Wackaducku“ oder so ähnlich. Schwer zu beschreiben. Wenn Du es hörst, weisst Du, dass Du es schon tausendmal gehört hast 🙂
Das klassische Wah ist wohl das Crybaby (Foto)
Für Funk, Blues und bei Solos auch Hard Rock und Metal (z.B. beim 2. Solo von „Sweet Child of Mine“ oder bei vielen Metallica-Solos) unentbehrlich.
Außerdem: Wenn Du in einer Coverband aushilfe spielst und den Song nicht kennst… leg die Hand flach auf die Saiten und spiel einfach percussive Sounds mit dem WahWha. Und keinem fällt auf, dass Du eigentlich keine Ahnung hast, was passiert. Funktioniert fast immer. Aber psssst!!! Nicht weitersagen. 🙂
Dunlop CryBaby Wah – KLICK
Vox Wah (auch sehr geil) – KLICK
Ibanez Wah reissue (nimmt der Gitarrist der Red Hot Chili Peppers) – KLICK
Wichtig: Solltest Du evtl. dieses Wah in der früheren Plastik-Version kennen, dann sei beruhigt. Die Reissue Version ist aus Stahl bzw. Aluminium. Auf jeden Fall sehr stabil.
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