Viele kennen das Problem: Sei wollen “was kleines” für daheim zum üben, was trotzdem “groß” klingen soll – aber bitte in Zimmerlautstärke. Herkömmliche Amps sind dafür meistens komplett ungeeignet.
Was in letzter Zeit aber vermehrt Freunde findet sind sogenannte Multi-Funktions-Übeamps. Ich meine nicht die kleinen Quäker, die einfach grauselig klingen und schon so manchem Gitarristen die ersten 2 Jahre vermiest haben, sondern gut klingenende Geräte mit kleineren Full-Range Speakern und Modelling Prozessoren. Denn bei aller liebe für analoge Effekte und Röhrenamps: Für Zimmerlautstärke taugt der kram einfach überhaupt gar nicht.
Yamahas Antwort auf diese Kategorie von Amp steht hier vor mir. Und er sieht auch noch schick aus! Sogar an Rot/Orange Leds im Innern wurde gedacht, so dass ein zumindest optisches “Röhrenfeeling” entsteht. Natürlich sind keine Röhren drin – aber ich Wette, dass einige Gitarristen durch die Optik positiv beeinflusst werden 🙂
Der THR10 hat zwei 8 cm Fullrange – Lautsprecher (nicht zu verwechseln mit 8″, was viel größer wäre), die in der Mietwohnung oder im heimischen Überaum eine völlig ausreichende Lautstärke erzeugen. Um verschiedene Sounds erzeugen zu können, bedient sich Yamaha hier der Modelling-Technologie. Es wird somit versucht, bekannte Röhrensounds durch digitale Algorhythmen nachzuahmen. Bevor es zur Verstärkung geht, kann man über den USB/AUX Regler noch ein Signal vom 3,5mm Stereo-Miniklinke Eingang (vom iPod, Smartphone, Tablet) oder ein Signal direkt vom Computer dazumischen, welcher über USB angeschlossen werden kann. Aber dazu später mehr.
Die Sounds
Der THR10 hat folgende Sounds auf Lager (Warmung: Als User eines Mesa/Boogie Amps und Fractal Audio Geräten bin ich EXTREM verwöhnt):
CLEAN: Hier lassen klassische Fender Verstärker grüßen. Klingt ok, aber haut mich absolut nicht vom Hocker. Je nach Gitarre in den mitten etwas bis sehr nervig. Wegen diesem Sound würde ich den Verstärker nicht kaufen.
CRUNCH: klingt nach Vox AC30 und schon viel besser als der CLEAN Sound. Mit etwas Ausprobieren bzw. rumschrauben kann man von Clean bis leicht angezerrt schöne Sounds hinbekommen.
LEAD: optimal für bluesige Leadsounds. Klingt sehr schön, so langsam kommen wir der Sache näher!
BRIT HI: Das soll wohl einen Marshall-Sound emulieren. Es klingt auch richtung AC-DC, aber die oberen mitten sind so prägnant, dass der Sound einfach in den Ohren weh tut. Sorry, aber der hier geht gar nicht. Weiter.
MODERN: Sehr schöner High-Gain Sound richtung Mesa-Boogie Rectifier. Mit genug Mitten super für satte Lead-Sounds und mit weniger mitte Top für Hardrock und Heavy-Metal Riffs. Etwas Delay fürs Solo dazu, und schon macht es richtig Spaß!
BASS: Hier kann man einen Bass anschließen. Durch die kleinen Speaker sollte man aber nicht zu viel erwarten. Gut, um eine Bass-Spur in den Rechner einzuspielen. Mehr dazu später.
ACO: Für den Piezo-Ausgang von Akustikgitarren. Klingt super und macht auch günstige Westerngitarren Mega-Fett. Noch etwas Hall und vielleicht ganz wenig Chorus dazu, schon hat man einen richtig tollen Akustik-Sound in den eigenen 4-Wänden, bzw. auf dem Kopfhörer.
FLAT: Einfach durchgeschliffen an die Endstufe ohne Klangbeeinflussung. Hier kannst Du z.B. ein Keyboard anschließen. Oder von einer Modelling-Vorstufe wie Pod, Axe-FX o.ä. reingehen.
Fazit Sounds: Crunch, Lead, Modern und Acu klingen toll – und reichen zum Luxus-Üben zu hause völlig aus. Die anderen Sounds vergessen wir einfach… bzw. es kommt natürlich auch auf die Gitarre an. Einfach ausprobieren, nur nicht zu viel erwarten.
User-Speicher
Super: Wenn Du Deinen Sound einmal gefunden hast, kannst Du ihn abspeichern und auf Knopfdruck abrufen. Alle Regler außer der Gesamtlautstärke und USB/AUX sind nämlich Digital und können gespeichert werden!
Stimmgerät
Das eingebaute Stimmgerät funktioniert einwandfrei. Schön, das eins dabei ist – ich würde jedoch immer lieber meinen TC Polytune Clip (link) verwenden (ein absolutes MUST HAVE).
Die Effekte
Es gibt am THR10 2 Regler, mit denen sich 2-3 Effekte parallel betreiben lassen. Mit dem ersten wählt man zwischen Chorus, Flanger, Phaser und Tremolo, mit dem anderen zwischen Delay, Delay+Reverb gemixt, Spring (=Federhall) und Hall.
Das Delay kann über einen Tap/Tempo Taster einetippt werden (einfach im Takt des Liedes in 4tel Noten tippen) – sehr schön!
Die Effekte klingen gut und sind für den Anfang und zum kennenlernen/ausprobieren völlig ausreichend. Keine Kritik hier, denn Effekte die wesentlich besser klingen findest Du erst in viel teureren Geräten oder als Einze-Pedals zu einem Preis, der teilweise höher ist als der des ganzen Amps.
Der Kopfhörer Ausgang
Hier gibts keine Überaschungen – es klingt wie aus dem Amp und ist laut genug. Natürlich komplett auch davon abhängig, welchen Kopfhörer du hast. Da gibt es riesige Unterschiede, was aber ein Thema für einen anderen Blogpost ist.
Verbindung mit dem Computer
Die Verbindung mit einem Rechner ist aus 2 Gründen sinnvoll:
Erstens: Du kannst, wenn Du den THR10 über USB anschließt, die Sounds über den kostenlosen Editor von Yamaha editieren und hier viel mehr einstellen als am Amp selbst. Zudem liefert Yamaha ein paar sehr gut klingende Presets mit der Software aus, die es lohnen, angespielt zu werden. Die Bedienung vor allem der Effekte wird viel übersichtlicher und man kann auch die Ampsounds weiter beeinflussen, indem man verschiedene Boxensimulationen auswählen kann. Das macht sogar den CLEAN Sound brauchbar 🙂
Zweitens: Mit einer DAW (Digital Audio Workstation) Software wie Cubase, Ableton Live, Logic, Garage Band oder Sonar kannst Du direkt aus dem Amp über USB Aufnehmen und den Amp gleichzeitig als Abhöre verwenden (dass heißt der Sound von den anderen Spuren kommt auch über den Amp, z.B. Drums, Metronom, Bass-Sample). Zudem kannst Du über den Computer MP3 abspielen (auch ohne DAW) und das ganze gemischt mit dem Gitarrensound über den THR10 hören. Gerade für Mobile Gitarrenlehrer, die ein Notebook für Jamtracks etc benutzen, eine SUPER Sache!
Ich habe eine Video zum Amp gemacht, bei dem alle Sounds über die USB-Verbindung aufgenommen wurden. Viel Spaß dabei!
Fazit
Als Übeamp kann ich den THR10 V2 uneingeschränkt empfehlen. Vor allem wenn man kein eigenes Übezimmer hat, ist man über den Batteriebetrieb super flexibel und kann Gitarre und Amp überall hintragen. Vielleicht noch das Smarthone für Jamtracks dranhängen, fertig ist das Übeerlebnis mit echt gutem Sound.
Auch bei teurern Geräten gibt es von den verfügbaren Sounds immer welche, die nicht gefallen – das ist hier nicht anders. Aber die Basics sind da: Clean, Angezerrt oder High-Gain, mit etwas aurprobieren hast Du alles was Du brauchst.
Der Preis könnte im Vergleich zur Konkurrenz (Roland, Line6 AmpliFi) etwas niedriger sein. Aber der Yamaha wirkt auch sehr hochwertig und ist super verarbeitet. Geht also gerade noch in Ordnung.
Meine Empfehlung für mobile Gitarrenlehrer und Musikschulräume, die NICHT neben einem Schlagzeugraum liegen 🙂
Hier der Link zum Amp bei Thomann: KLICK
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Klasse Testbericht. Habe, obwohl ich diesen Vertärker besitze, noch etwas lernen können. Wen es Interessiert:
Tipp 1: Soundeinstellungen zum runterladen
http://guitarpatches.com/patches.php?unit=THR10&sort=rating
(Mir gefällt der Sound von “Tone of Everyday I Have The Blues – John Mayer Version” sehr gut)
Tipp 2: Bluetooth
https://www.amazon.de/Wrahtloser-Musik-Empfänger-Audio-Adapter-Audio-Stereo-Lautsprecher-Kfz-Einbausatz-Schwarz/dp/B01HD0BXM8/ref=sr_1_18?ie=UTF8&qid=1488574717&sr=8-18&keywords=bluetooth+empfänger
An den LineIn und schon kann man Metronom oder Jamtracks drahtlos einspielen